Während meines Studiums habe ich die meiste Zeit wohl damit verbracht, mühsam Lernzettel anzufertigen und diese dann stupide auswendig zu lernen. Auch wenn meine Noten immer im grünen Bereich waren: Die Hälfte des Stoffs hatte ich am nächsten Tag schon wieder vergessen und alles was blieb war vergeudete Zeit. Dabei kann man Lernen lernen, wie mir Annika Köhne von der Zentralen Studienberatung gezeigt hat. Ich habe mit ihr über eine Methode, dem Verständnislernen, gesprochen und sie direkt mal ausprobiert.
Die Grundlagen des Lernens
Eigentlich wusste ich es immer selbst, und trotzdem habe ich aus Zeitnot und Panik immer wieder so gelernt, wie es Annika Köhne eben nicht empfiehlt. Die häufigsten Fehler bleiben, dass man sich die Lernunterlagen durchliest, Wichtiges markiert und das dann einfach nur abschreibt – das ist aber nicht nur mühsam und eintönig, sondern verleitet auch eher zum Abschweifen. Auch die Prüfungsform wird oft gar nicht berücksichtigt, was eigentlich besonders wichtig wäre, da die Herangehensweise an beispielsweise mündliche Prüfungen oder Multiple-Choice-Klausuren unterschiedlich ausfallen sollte. Wie macht man es denn nun aber richtig? Im Grunde genommen schlägt Annika Köhne –unter Berücksichtigung der Art der Prüfungsleistung– folgende Schritte vor:
- Lernunterlagen anschauen
- Notizen in eigenen Worten aufschreiben
- Über den Lernstoff intensiv nachdenken
- Lernstoff visualisieren
- Über mehrere „Kanäle“ lernen (sprechen, schreiben, hören…)
Um das Ganze aber besonders effektiv zu gestalten, lohnt es sich, nach Verständnis zu lernen. Aber was ist daran nun anders?
Inhalte verstehen statt auswendig lernen
Annika Köhne betont noch mal, dass das Lernen besser gelingt, wenn man eine Struktur hat. Beim Verständnislernen soll möglichst viel Hintergrundwissen, das wir bereits zu einem Thema haben, mit dem neuen Lernstoff in Verbindung gebracht werden, um nachhaltige Verknüpfungen zu schaffen. Außerdem kann es helfen, wenn man für sich selbst die Relevanz des Lernstoffs feststellt, also ob es vielleicht auch außerhalb des Fachbereichs nützlich ist oder aber ob Emotionen zu einem Thema in irgendeiner Art helfen können, es besser zu verstehen. Auch hier sollte unbedingt die Prüfungsform berücksichtigt werden: Für Multiple Choice-Klausuren, wie sie zum Beispiel häufig im Medizinstudium vorkommen, wäre diese Methode nicht besonders hilfreich. Am besten eignet sie sich für Konzepte oder Theorien, die es zu verstehen gilt. Perfekt für mein Masterarbeitsthema in der Literaturwissenschaft, wofür ich nun das Genre „Satire“ besser verstehen möchte:
- Lernstoff einmal lesen. Den Lernstoff einmal intensiv zu lesen kann schon ausreichen, die Essenz zu erfassen. Nun gut, Bücher über literarische Satire stapeln sich in meinem Zimmer schon. Ich lese nun ein Paper, das schon seit Monaten auf meinem Schreibtisch liegt und einen guten Überblick über das Thema geben soll.
- In eigenen Worten Notizen machen. Was fällt mir alles zu diesem Thema ein? Was davon kann ich aus dem Text ziehen? Ich versuche dabei, die relevanten Infos aus meinem Gedächtnis zu reproduzieren. Es gibt unterschiedliche Formen der Satire, sie ist ein humoristischer Zugang zu Gesellschaftskritik und fand bereits in der Antike Verwendung. Soweit so gut.
- Fragen stellen. Annika Köhne rät mir nun, Fragen zu dem Thema zu stellen, die mir helfen können, über den Lernstoff nachzudenken. Fragen habe ich immer noch genug. Zum Beispiel: Was sind denn genau diese unterschiedlichen Formen der Satire und wie unterscheiden sie sich? Gibt es in der Popkultur bekannte Beispiele und wenn ja, was wird dort kritisiert? Und wie erkenne ich Satire eigentlich?
- Karteikarte entwerfen. Hier ist wichtig, dass a) das Thema in den Gesamtkontext eingeordnet wird, b) Schlüsselbegriffe verwendet werden und vor allem nur schlagwortartig geschrieben wird und c) das Ganze möglichst visuell und/oder kreativ dargestellt wird, um es sich besser merken zu können. Ich widme mich also einer allgemeinen Definition von Satire, danach ihren Ursprüngen und Verwender*innen und zuletzt konkreten Beispielen (Hier könnte man auch konkrete Klausurfragen aufbereiten oder aber mit Mindmaps und bunten Grafiken arbeiten).
Statt einfach nur Folien abzuschreiben und wahllos zu markieren, empfiehlt Annika Köhne, einen verständlicheren Zugang zum Lernen zu finden. Auch wenn die Methode aufwendig klingt, so hat man sich beim Bearbeiten dieses Lernstoffes schon erste Gedanken zum Thema gemacht und Inhalte können besser eingeprägt werden als zum Beispiel beim reinen Durchlesen. Mir persönlich half diese Art und Weise des Lernens dabei, einen groben Einstieg in mein Thema zu finden und die Grundpfeiler zu setzen. Vor allem weil ich es sich bei mir um die Masterarbeit handelt, ist das Verstehen von Inhalten für Analysen und Einordnungen essentiell wichtig. Ich habe das Gefühl, besonders die Fragen aus Punkt 3, die ich mir selbst stelle, verdeutlichen mir noch mal, was ich eigentlich schon weiß bzw. wo meine Schwachstellen liegen. Mir persönlich erscheint es eine sinnvolle Methode zu sein, um komplexe Themen und Zusammenhänge richtig und langfristig zu verstehen. Schönen Gruß an all die Lerninhalte, die es bei mir damals nicht über die Klausur hinaus geschafft haben…
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