Da willst du einmal richtig lernen… Du bist motiviert. Du bist wirklich extrem im Lernstoff drin. Du unterstreichst alles, was im Kopf gespeichert werden soll. Und dann passiert es: Der Marker ist leer. Alle Geschäfte haben zu und du bist am Verzweifeln. Am Nordcampus kennt man solche Situationen nicht mehr, denn dort hilft Arnold gerne aus. Arnold steht in der Fakultät für Physik. Er hat WhatsApp, ist bei Facebook und antwortet schnell auf deine Nachrichten. Er versorgt dich mit allem Möglichen, was dein Studium verbessern soll. Aber wer ist Arnold? Arnold ist kein Student, kein Verkäufer, kein Dealer. Arnold ist ein Automat oder besser gesagt ein StudiMat. Er funktioniert eigentlich wie jeder Snack-Automat am Bahnhof. Münzen reinschmeißen, Produkt wählen, Finger kreuzen, dass nichts zwischen Scheibe und Regal hängen bleibt, und dann einfach die ausgewählte Ware aus der Klappenöffnung ziehen. In ihm findet man vieles, was das Herz eines jeden motivierten (oder ablenkungswilligen) Lerners in die Höhe springen lässt: Kugelschreiber, Post-Its oder Pokerkarten.
Doch alles was ich bisher über Arnold weiß, kriege ich nur durch erfolgreiches Stalken der Facebookseite des StudiMaten heraus. Ich möchte Arnold persönlich kennenlernen. Gut, dass er so leicht bei Facebook zu kontaktieren ist und kurze Zeit später mache ich mich vom heimatlichen Zentralcampus zum fremd-vertrauten Nordcampus auf. Dort empfängt mich Arnold, aber er ist nicht allein. Vor Arnold stehen Kartons und zwei junge Studenten, die sein Inventar aufstocken wollen. Es sind Hai Hoang und Philipp Müller, Kasseler Studenten, Erfinder und Buddies von Arnold. Gemeinsam mit Ben Bussiek haben die beiden den StudiMaten im Rahmen eines Seminars entworfen, anschließend bei einem Ideenwettbewerb der Uni Kassel eingereicht und tatsächlich gewonnen. Die eigentliche Idee wurde von einer gemeinsamen Freundin inspiriert, die eben jenen Marker am späten Abend aufgebraucht hatte und dringend Ersatz benötigte. Weil die Heimat-Uni in Kassel leider kein Interesse bzw. keine Möglichkeiten hatte, den StudiMaten aufzustellen, klopfte das kreative Dreiergespann bei verschiedenen Hochschulen an und in Göttingen öffnete man die Tür: „Die Uni Göttingen war sehr offen für die Idee. Der Mitarbeiter vom Gebäudemanagement sagte, dass wenn wir Lust hätten, sogar fünf oder sechs aufstellen könnten“, so Hai. Es bleibt aber vorerst bei dem einen StudiMaten in der Physik-Fakultät, wo er auch dringend benötigt wird. Anders als am Zentralcampus gibt es am Nordcampus keinen Uni-Shop, wo man sich mit Bürobedarf fürs Lernen eindecken kann.
Die drei Jungs studieren an der Uni Kassel unterschiedliche Fächer: Hai studiert Nanostrukturwissenschaften, Ben Lehramt für Sport, Biologie und Politik und Philipp hat sich für die Ingenieurslaufbahn entschieden. Weil sie eben selbst noch Studenten sind, wollen sie Arnold auf die Bedürfnisse der Studierenden anpassen. Sogar der Name des StudiMats wurde von der Studierendenschaft ausgewählt. Eigentlich sollte Arnold den Namen Albert tragen, doch es kam anders: „Wir stehen im engen Kontakt mit der Fachschaft Physik und die meinten: ‚Hey, Albert ist zwar ein berühmter Physiker, aber das ist einer der wenigen Physiker, der nicht in Göttingen war.‘ Wir waren auch für einen anderen Namen offen. Wir haben sozusagen die Namensauswahl den Studis geschenkt. Dann hab ich die ganzen bedeutenden Physik-Wissenschaftler aufgelistet, die in Göttingen waren und das waren ganz schön viele, 50-60 Stück. Und da war einer der Arnold hieß“, erzählt Hai.
Einmal die Woche kommen die drei nach Göttingen (aktuell aber nur zu zweit, ohne Ben Bussiek, der gerade ein Auslandssemester in London absolviert), um nach Arnold zu sehen. Es wird sichergestellt, ob der StudiMat noch einwandfrei funktioniert, neue Ideen werden in das Sortiment aufgenommen und etablierte Artikel werden nach Bedarf aufgestockt. Die Bandbreite des Sortiments erstreckt sich von Markern für 0,80€ bis hin zum Original StudiMat-Jutebeutel für 3€. Finanziert wird Arnolds Bestand in erster Linie durch das Preisgeld des Ideenwettbewerbs und nicht durch die Einnahmen des Automaten, so Hai Hoang: „Wir kommen damit nicht auf schwarze Zahlen. Derzeitig geht es nicht um den Gewinn, dass wir davon finanziell profitieren, sondern wir wollen den Studierenden etwas Gutes tun.“ Neben den ganzen Büroartikeln gibt es immer wieder Kleinigkeiten im StudiMaten um die Lernpausen zu füllen, wie z.B. Pokerkarten oder ganz neu: Kleine Pappflugzeuge zum Selberbauen.
Die Studierenden können Arnold gerne eigene Sortiment-Ideen per Whatsapp oder Facebook mitteilen, zum Beispiel hat an einem besonders warmen Tag im Mai eine Studentin bei WhatsApp eine Nachricht an Arnold geschickt. Bei so einem schönen Wetter wäre Sonnencreme im Automaten doch nicht schlecht. Zwei Wochen später war der StudiMat nicht nur mit der wichtigen Sonnencreme, sondern zusätzlich auch noch mit Deo aufgefüllt. Da kann der Sommer ja kommen!
Seit Ende März gibt es den StudiMaten am Nordcampus. Arnold befindet sich noch in der Testphase. Wie es mit ihm weitergeht und ob er sich in Göttingen noch vermehren wird, steht in den Sternen: „In sechs Monaten schauen wir mal, wie die Rückmeldung ist, wie das von den Studierenden und von der Fachschaft angenommen wird. Wir wollen den StudiMaten auch weiterhin verbessern“, sagt StudiMat-Kumpel Hai. Eine Nachricht an Arnold mit Ideen, Anregungen und Wünschen, sei es bei WhatsApp oder Facebook, macht aus ihm einen besseren Automaten und aus den Studierenden vorbereitete Lerner. Alle gewappnet mit Kugelschreiber, Marker, Tippex und… Sonnencreme?! Man kann ja schließlich auch draußen bei bestem Strahlewetter auf der grünen Wiese mit Blick auf die Physik-Fakultät lernen. An einem Fenster steht Arnold, sieht dir dabei zu und ist zufrieden. Zufrieden, dir geholfen zu haben.
Du willst Arnold liken und ihm eine Nachricht schreiben? Hier entlang zur Facebook-Seite des StudiMaten. Wenn du ihn persönlich kennenlernen möchtest, findest du hier Arnolds Standort im Lageplan.