Wie man den Göttinger Winter überlebt

Das Studentenleben ist hart, wir wissen es alle. Noch härter als sonst ist es, wenn in Göttingen eisiger Winter herrscht und die Klausurenphase einen in den Wahnsinn treibt. Doch es soll einen Ort geben, an dem man sowohl  der Kälte als auch dem Stress entfliehen kann. Ich war mit zwei Freundinnen dort.

Ein Aufguss kommt selten allein

„Birkensauna“, das klingt nach Frühling, nichts wie rein da! Am Anfang tosen noch ein paar Gedanken an den Tag durch meinen Kopf, aber nach ein paar Minuten kann ich entspannen. Nach dem Duschen steigen wir ein Treppchen in ein eiskaltes Becken mit Mosaikvertäfelung hinab. Jetzt will meine Freundin unbedingt bei einem Aufguss dabei sein. Ich weiß nicht ganz, was mich erwartet, aber es muss was Tolles sein! Also ab in die Kaminsauna. Alle Bänke sind schon voll besetzt, die nackten Menschen sitzen eng an eng. Wir quetschen uns auf die letzten freien Plätze in der oberen Reihe. Hautnah sitze ich jetzt neben und hinter zwei unbekleideten Männern in den Vierzigern. Auf der Schulter meines Vordermannes kann ich ein Tattoo bestaunen, ein Wolf, der den Mond anheult. Ein paar Männer in der anderen Ecke unterhalten sich angeregt – an der Tür hängt ein Schild: „Kommunikationssauna“. Dann kommt mit lautem Hallo ein Mitarbeiter herein. Während er ein paar Scheite in den Kamin legt, scherzt er mit den Männern herum und wedelt anschließend mit einem Handtuch durch die Luft. So, jetzt ist der Aufguss dran! Der Mitarbeiter, der sich ein Tuch um die Hüften gebunden hat – warum ist er eigentlich nicht nackt? – schöpft mit einer Kelle das aromatisierte Wasser auf die Steine. „Heute ganz passend Kaminfeuer-Aroma“, sagt er.

Die Situation spitzt sich zu

Mmh, riecht gut! Leicht zitronig. Und so angenehm warm. Aber dann wird es heißer. Und heißer. Ich kann nicht mehr durch die Nase atmen. Der Schweiß rinnt und rinnt. Jetzt redet niemand mehr. Oh nein, jetzt nimmt er wieder die Kelle in die Hand! Noch mehr Aufguss ist doch wirklich nicht nötig! Und dann wedelt er auch noch mit dem Tuch. Der Schweiß strömt. Jeder Zentimeter Haut ist mit kleinen Perlen bedeckt. Ich wusste gar nicht, dass mein Körper so viel Flüssigkeit produzieren kann. Ich halte es nicht mehr aus, ich muss raus! Ab unter die Dusche. Oh und jetzt in den Draußen-Pool! Unter normalen Umständen fände ich das Wasser kalt, aber jetzt gleite ich nur erleichtert hinein und genieße die Abkühlung. Ein paar Minuten später sehe ich ein Pärchen aus derselben Sauna kommen, ihre Körper dampfen.

Entdeckungsreise

Als nächstes also bitte was Milderes! Da kommt das Dampfbad gerade recht! Auf dem Schild steht: „Das angenehme Schwitzbad hat ein völlig anderes Klima als die Sauna: Mit einer relativ niedrigen Temperatur von max. 48 °C ist es nicht so heiß, dafür mit einer Luftfeuchtigkeit von 100 % aber sehr viel feuchter.“ An der Decke leuchten kleine Lichter auf und verblassen wieder – für Romantik ist also auch gesorgt. Welche Abkühlungsmethode wenden wir als nächstes an? Wir entscheiden uns für die Eiswürfel. Ich fühle mich wie auf einer Entdeckungsreise, es gibt hier so viel auszuprobieren: Da gibt es einen schmalen „Bach“ mit kleinen Steinen auf dem Untergrund, durch den man laufen kann, Becken, in die man warmes Wasser für ein Fußbad einlassen kann und und und.

Jetzt wird mir tatsächlich kalt, ich will wieder ins Warme. Wir suchen uns die Kräutersauna aus, sie ist ganz leer. Hier gibt es nicht nur aufsteigende Bänke, sondern auch eine große Liegefläche. Von der Decke hängen Holzbretter auf denen Kräuterbündel liegen. Aus Lautsprechern tönt Vogelgezwitscher. Mir kommt es nicht so vor, als ob wir noch in Göttingen sind, fühlt sich an wie eine andere Welt hier. Perfekt, um allen Unistress hinter sich zu lassen – und Kommilitonen habe ich hier bisher auch noch nicht getroffen.

Nach der Kräutersauna wird es langsam Zeit sich aus diesem Paradies zu verabschieden. Aber die Kübeldusche will ich auf jeden Fall noch ausprobieren! Neben einem künstlichen Wasserfall, geht es in eine Grotte, an deren Decke ein großer Holzeimer hängt. Ich stelle mich direkt darunter und ziehe an einer Leine: PLATSCH, ein kalter, aber nicht zu kalter Wasserschwall ergießt sich über mich. Irgendwie cool! Ich warte bis der Kübel sich wieder gefüllt hat und nochmal PLATSCH.

Ein paar Minuten haben wir noch, mal sehen was es mit der „Salina Lounge“ auf sich hat. In dem Raum stehen ein paar Liegestühle, die Wände sind mit Meermotiv-Fototapete bedeckt. Hm, wie genau soll das hier funktionieren? Man merkt ja gar nichts… Ich lese nach: Salz wird hier in mikroskopisch kleine Partikel zermahlen als Trockensalznebel im Raum verteilt. Der regelmäßige Aufenthalt in der Salina Lounge soll das Immunsystem stärken und sich positiv auf Wohlbefinden und Gesundheit der Lungen, der oberen Atemwege und der Haut auswirken. Ein guter Abschluss also!

Wenn du jetzt auch Lust aufs Schwitzen bekommen hast, schau dir zum Beispiel mal die Angebote von Hochschulsport, Eiswiese und Vital Spa an!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Gwendolyn Barthe, 22, studiert im Bachelor Soziologie. Beim Schreiben isst sie am liebsten Gummibärchen.

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