Das kleine Dreimaldrei gegen Stress

Es ist der ewige Kreis des Semesters: Zu Beginn fühle ich mich zu allem bereit, bin ausgestattet mit sorgfältig beschrifteten Schnellheftern, einem neuen Notizheft und Textmarkern in sieben Farben und habe einen ausgeklügelten Plan, wie ich diesmal aber wirklich mit der Seminarlektüre hinterherkomme (so schwer kann es schließlich nicht sein, einmal die Freistunden tatsächlich zum Lesen zu nutzen anstatt sie bei Mensaessen und Kaffee zu vertrödeln). Ab der vierten Semesterwoche ertappe ich mich dann jedoch schon wieder dabei, wie ich den letzten Satz Sekundärliteratur vier Minuten vor Beginn meines Seminars lese und sobald die Hausarbeiten-Abgabefrist naht, sitze ich mit 2 Litern Mate im Blut vor dem Laptop und fluche leise, weil das LSG schon wieder komplett ausgebucht ist. Nun, wo diese strapaziöse Phase gerade vorbei ist und das Sommersemester noch nicht so richtig Schwung aufgenommen hat, ist daher genau der richtige Moment, um einmal durchzuatmen und zu planen, wie man es in der nächsten Prüfungsphase angehen könnte, um den Stress diesmal in erträgliche Bahnen zu leiten. Nicht nur für mich, sondern auch für euch habe ich deshalb hier 3×3 Tipps zusammengestellt, mit denen ihr im nächsten Semester für mehr Seelenfrieden und vielleicht auch bessere Prüfungsresultate sorgen könnt.

1. Zeitmanagement

Das richtige Zeitmanagement ist das A und O bei der Stressvermeidung. Doch ein sinnvoller Rhythmus ergibt sich nicht von selbst und nur allzu leicht kommt man im Alltagschaos aus dem Takt – daher hier drei Tipps, wie man die Planung richtig angehen und dem Stress so die Stirn bieten kann.

  • Besser planen

Der meiste Stress lässt sich schon vermeiden, bevor er überhaupt anfängt – und zwar oft schon auf maximal banale Weise: Zeitpläne und To-Do-Lists können Wunder bewirken. Wer klar vor Augen hat, was zu tun ist, neigt weniger zum Aufschieben, weil der Workload überschaubar wird. Mit einem klaren, realistischen Zeitplan bewahrt man sich selbst zudem davor, sich für einzelne Tage zu viel vorzunehmen und dann abends in Panik zu geraten, weil man nur die Hälfte geschafft hat. Mein persönlicher Tipp: Um mich selbst zu motivieren, meine Listen und Pläne zu erstellen und sie dann auch wirklich umzusetzen, gestalte ich sie gerne besonders schön. Mit bunten Filzstiften, Stickern und Stempeln verziert, schaut die Planung des einen erwartenden Horrors doch gleich schon viel freundlicher aus.

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  • Methodisch rangehen

Auch verschiedene Methoden, die eigene Zeit zu strukturieren, sind vielleicht einen Versuch wert: Probiert es doch zum Beispiel mal mit der Pomodoro-Technik. Diese von Francesco Cirillo entwickelte Methode ist mit dem italienischen Wort für Tomate benannt, weil ihr dabei mit einem Küchenwecker arbeitet. Nachdem ihr eure Aufgabe klar formuliert habt, stoppt ihr die Zeit und widmet euch 25 Minuten nur dieser einen Aufgabe. Danach macht ihr fünf Minuten Pause. Nach vier solcher Intervalle folgt eine längere Pause. Die Abwechslung von klar getrennten Arbeits- und Pausephasen soll für höhere Konzentration und so effizienteres und weniger gestresstes Arbeiten sorgen.

  •  Kurse machen

Wenn ihr noch mehr solcher Alternativen kennenlernen wollt, es euch aber schon wieder zu sehr stresst, Methoden zum Zeitmanagement zu recherchieren und auszutesten, könnte ihr euch das Ganze auch noch einmal von Profis erklären lassen: Sowohl die ZESS, die PSB als auch der Hochschulsport bieten verschiedene Kurse zur Stressbewältigung an. Hier bekommt ihr unter anderem Tipps für bessere Organisation und Zeitplanung und lernt, wie ihr mit Prüfungsangst umgehen und für mehr Achtsamkeit sorgen könnt.

2. Stress-Essen und -Trinken – aber richtig

Jede*r hat wohl ein Lieblings-Stress-Essen – seien es nun Gummibärchen, Pommes oder Eis. Nur gesund sind die Lebensmittel, zu denen der Griff während stressiger Phasen am leichtesten fällt, meistens nicht. Doch mit nur minimal mehr Mühe könnt ihr aus dem üblichen Stress-Fraß etwas zaubern, nach dessen Verzehr ihr euch besser fühlt und voller Energie wieder an den Schreibtisch zurückkehren könnt.

  • Schmackhaftere Sandwiches

Ich bin wohl nicht die einzige, die das Sandwich für die ultimative Mahlzeit hält – schnell gemacht, flexibel belegbar und sowohl kalt aus auch warm aus dem Sandwichtoaster ein Genuss. Doch nichts ist so enttäuschend wie ein schlechtes Butterbrot. Darum besorgt euch für eure LSG-Lunchpakete einfach ein paar Zutaten, die eure Stullen auf ein ganz neues Gourmet-Level heben. Schon der Griff zum Vollkorntoast statt zum blassen Weißbrot macht einen gewaltigen Unterschied. Auch zwischen den Scheiben kann ein wenig Abwechslung nicht schaden: Unschlagbar als Belag sind zum Beispiel die Kombinationen aus Frischkäse und Spinat, Gouda und Rucola oder Ziegenkäse, Honig und Walnüssen.

  •  Bessere Nudeln

Ja, ich weiß – man hat euch schon zehntausendmal empfohlen, Zoodles, also Nudeln aus Zucchini, zu machen. Und ihr habt, wie ich, jedes Mal so getan, als würdet ihr das wirklich bald mal ausprobieren, nur um zu Hause wieder euer halbes Körpergewicht in Spaghetti zu verzehren. Doch tatsächlich sind Zoodles die besseren Nudeln: Sie haben mehr Vitamine, schmecken frischer und sind schneller zubereitet. Die gute Nachricht: Ihr braucht dafür keines dieser fancy Küchengeräte, sondern könnt mit einer einfachen Reibe ebenso gut an der gröbsten Seite dünne Gemüseschnitze hobeln. Diese schmeißt ihr dann mit ein bisschen Olivenöl in die Pfanne und schon ist die Basis eures Mittagessens fertig.

Als jemand, die mit den Gilmore Girls aufgewachsen ist, habe ich keine Hemmungen, was das Kaffeetrinken angeht. Gerade in stressigen Phasen steigt mein Koffein-Konsum rapide an. Wirklich schlimm ist das nicht – denn Kaffee gilt längst nicht mehr als ungesund.  Dennoch kann es nicht schaden, mal ein paar alternative Muntermacher ins Auge zu fassen, denn gerade die psychische Abhängigkeit von der morgendlichen (in meinem Fall zusätzlich vormittäglichen, mittäglichen und nachmittäglichen) Tasse Kaffee ist belastend, wenn man unerwartet darauf verzichten muss und sich auf einmal fühlt, als habe man seit Jahren nicht mehr geschlafen. Eine Möglichkeit, sich ohne Koffein wach zu bekommen, ist Ingwer-Tee – am besten frisch. Der scharfe Geschmack und das Vitamin C darin wirken anregend, ohne dabei auf den Magen zu schlagen wie Kaffee. Auch ein bisschen Traubenzucker kann im alltäglichen Nachmittagstief zu Hilfe eilen. Und schließlich soll auch Weizengrassaft mit dem darin enthaltenen Bouquet an Nährstoffen eine dienliche Alternative zum Kaffee sein; die Vor- und Nachteile des angeblichen Superfoods sind allerdings noch umstritten.

3. Entspannung

Nur wer zwischendurch runterkommt, hat genug Energie, um sich wieder guten Mutes ans Schreiben oder Lernen zu machen. Doch Netflix und Co. sind dabei manchmal eher kontraproduktiv und lassen mich nicht wirklich zur Ruhe kommen. Deshalb verrate ich euch hier meine Geheimtipps, mit denen ich nach einem langen Tag in der Bib abschalte.

  • Handarbeit
Eher nicht entspannend: Sticken

Handarbeiten klingt nach etwas, das graugelockte Großmütterchen im Schaukelstuhl am Kamin tun. Doch Häkeln, Stricken und Nähen sind längst nicht mehr so uncool wie einst. Beruhigend finde ich daran vieles: Das Zählen, die gleichmäßigen Bewegungen, der sichtbare Fortschritt helfen ungemein, wenn ich meinem Gehirn eine kurze Pause gönnen möchte. Nur ein Tipp: Haltet euch vom Sticken fern. Meine Bemühungen, mich während dieser Hausarbeiten-Phase zur Beruhigung an einem Stickbild zu versuchen, gingen fulminant nach hinten los. Nachdem ich einen Teil des Musters fehlplatziert, Garn in zwei sehr ähnlichen Farbtönen verwechselt hatte und dann den Satz „Das Muster muss von hinten ebenso makellos aussehen wie von vorne“ hörte, war mein Stresslevel signifikant höher als zuvor.

  • In die Weite blicken

Den Blick immer nur zwischen Buch und Laptop hin- und herschwenken zu lassen, schlägt irgendwann aufs Gemüt. In den Pausen kann es deshalb einiges bringen, rauszugehen und so weit zu gucken, wie es nur geht, um im Angesicht des Horizonts alles wieder in der richtigen Perspektive zu sehen. Gute Plätze in Göttingen sind dafür zum Beispiel der Kirchturm von St. Jacobi, der oberste Stock im Blauen Turm oder der Bismarckturm.

  • Lyrik lesen

Hört sich nach einem nerdy Literaturwissenschaftler*innen-Tipp an, ist es vielleicht auch – und trotzdem einen Versuch wert. Sich in Lern- und Schreibphasen einen dicken Wälzer nebens Bett zu legen, kann unter Druck setzen und wer den ganzen Tag schon die Nase in Bücher steckt, hat abends oft keine Lust mehr, Seite um Seite zu lesen. Zielführender ist es für mich deshalb, zur Entspannung etwas Überschaubares zu lesen – was wäre da besser als ein Gedicht? Außerdem eignet sich Lyrik wunderbar zur Entschleunigung, muss man sie doch langsam lesen, um sie wirklich zu genießen. Um Berührungsängste abzubauen, sucht man sich für den Anfang am besten Poesie, die in alltäglicher Sprache geschrieben und dadurch zugänglich, aber dennoch gleichzeitig witzig, traurig und klug ist: Ans Herz legen kann ich euch dafür zum Beispiel Mascha Kaléko oder Carol Ann Duffy.

Und für alle, die nun noch immer im Stress sind, hier noch ein kleiner Bonustipp: Dieses – zugegebenermaßen etwas monotone – Lied soll laut einer Studie Stress um 65 Prozent reduzieren. Nach einem Selbsttest kann ich berichten, dass ich mich nach dem Anhören tatsächlich ruhiger fühlte – allerdings bin ich als gutgläubige Natur auch sehr anfällig für Placebo-Effekte. Na dann kann das neue Semester mit all seinen Tücken ja kommen!

Die hier gegebenen Tipps sind für eher harmlose Fälle von Stress gedacht. Wenn ihr merkt, dass euch die Belastung über den Kopf wächst, solltet ihr nicht versuchen, um jeden Preis weiterzumachen, sondern euch Hilfe holen. Eine erste Anlaufstelle in solchen Krisenfällen ist die Psychosoziale Beratung der Uni.

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Hanna Sellheim, 23, ist für den Master in Komparatistik von Berlin nach Göttingen gezogen. Egal wo, geschrieben hat sie schon immer und erkundet jetzt für den Blug den Göttinger Campus.

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