Dein unsichtbarer Freund – Das WLAN an der Uni Göttingen

An der Uni im Internet surfen, sei es fürs Studium oder zum privaten Vergnügen, das macht jede*r von uns Studis tagtäglich. Die drahtlose Internetverbindung, die wir alle so selbstverständlich nutzen, ist dabei kaum wegzudenken – aber wie funktioniert das eigentlich, fast 32.000 Studierende, dazu etwa 16.000 Mitarbeiter*innen und auch noch die Gäste der Uni mit flächendeckendem WLAN zu versorgen? Wenn euch diese Frage auch umtreibt, dann solltet ihr unbedingt weiterlesen….

„Access Points“ überall an der Uni

„Wir haben etwa 2000 Access-Points überall an der Uni verbaut – das sind diese kleinen runden, manchmal auch eckigen Geräte, die überall in den Gebäuden hängen. Die ermöglichen das Einwählen ins WLAN-Netz der Uni“, erzählt mir Andreas Ißleiber von der GWDG. Das ist die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung, sozusagen das Rechenzentrum der Universität Göttingen. Hier, in der Nähe des Nordcampus, kümmert man sich unter anderem um den Auf-, und Ausbau, die Planung und Wartung des uni-weiten WLAN-Netzes. Um Details über das Uni-WLAN zu erfahren, habe ich mich gleich mit drei Mitarbeitern der GWDG getroffen – Andreas Ißleiber und Jannik Richter von der Arbeitsgruppe „IT-Infrastruktur“ und Uwe Gerdes von der Arbeitsgruppe „Nutzerservice und Betriebsdienste“ haben mir einige spannende Details erzählt, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte.

„eduroam“ wird zu 99 Prozent genutzt

„Wir nutzen hier an der Universität Göttingen vor allem eduroam“, erzählt Ißleiber. „Das ist ein Verbund von Forschungseinrichtungen weltweit, der es ermöglicht, dass man sich als Angehörige*r einer Universität, die eduroam anbietet, auch an allen anderen Universitäten, die dieses Netzwerk nutzen, problemlos mit den eigenen Zugangsdaten ins WLAN einloggen kann.“ Vielleicht ist euch das auch schon aufgefallen, wenn ihr bei einem Städtetrip plötzlich Uni-WLAN auf eurem Smartphone hattet – mir ist das zum Beispiel letztes Jahr in Paris passiert. Da habe ich nichtsahnend in der Sonne auf den Stufen des Panthéon gesessen, kurz auf mein Smartphone geschaut, und siehe da: eduroam! In diesem Fall wurde es von der juristischen Fakultät direkt nebenan ausgestrahlt. Seit 2002 gibt es die Initiative übrigens, empfangen könnt ihr eduroam seitdem an knapp über 100 Standorten weltweit – die dichteste Verbreitung dieses Netzes findet sich allerdings in Europa, so Gerdes.

„GoeMobile“ und „GuestOnCampus“

Aber kehren wir jetzt nochmal zurück nach Göttingen; auch zwei andere Netze dürften euch aufgefallen sein, die hier angezeigt werden. Neben eduroam gibt es nämlich noch GoeMobil und GuestOnCampus. „GoeMobil wird fast gar nicht mehr genutzt – es ist unverschlüsselt und läuft auch nicht mehr auf dem neusten Stand der Technik“, erklärt Gerdes. Es werde sogar darüber nachgedacht, dieses Netz zukünftig abzuschalten. „Dann gibt es noch GuestOnCampus, das ist, wie der Name schon sagt, für Gäste hier an der Universität eingerichtet worden.“ Mit GuestOnCampus kann eine Bürgschaft bei einem Mitglied der Universität Göttingen angefordert werden. Wird diese angenommen, bekommt der/die Besucher*in temporäre Zugangsdaten und kann im hiesigen WLAN arbeiten. „Das kommt gut an, gerade auch bei Veranstaltungen mit vielen Besucherinnen und Besuchern“, erzählt Ißleiber. „Da können im Voraus schon Zugangsdaten angefordert werden, die dann jedem Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung ausgehändigt werden können.“

Und was kostet’s…?

Die flächendeckende Infrastruktur des WLAN an der Uni ist natürlich nicht ganz billig. Etwa 1000 Euro werden für einen Access Point gerechnet – bei 2000 Stück sind das etwa zwei Millionen Euro. Die Lebensdauer eines Access Points beträgt etwa fünf Jahre – danach müsse man schauen, ob dieser noch gut laufe, oder ausgetauscht werden müsse, so Ißleiber. Wie viele Personen bzw. Geräte, im Fachjargon Clients genannt, sich bei einem Access Point einloggen können, variiert: „Je nachdem ob es sich um ein älteres oder ein neueres Modell handelt, liegt die Zahl bei etwa 50 bis 100 Clients. Dann hängt es auch noch von der Nutzungsintensität ab; Mails checken und im Internet surfen verbraucht nicht so viel Kapazitäten wie beispielsweise HD Videos anschauen“, erklärt Jannik Richter.

Schwankende Empfangsqualität

Ein Thema unter uns Studierenden ist ja oft die Empfangsqualität des WLAN. Manchmal habe auch ich das Gefühl, dass das Netz überlastet oder der Empfang einfach schlecht ist – obwohl in direkter Nähe ein Access Point hängt. „Die Stabilität unseres WLAN Netzes ist gut, größer als beim WLAN zu Hause – auch, wenn es manchmal nicht so wirkt“, erklärt Gerdes. „Es hängt aber stark von der Position des Endgerätes ab, davon, ob vielleicht gerade jemand durchs Signal läuft, oder auch von den Konfigurationsparametern des Endgerätes.“ Diese Faktoren können also eine manchmal schwankende Empfangsqualität und Bandbreite erklären – diese kann, je nach dem, zwischen 3 und 300 Mbit/s liegen. Zum Vergleich: Die Bandbreite, die man als Privatkunde in seinem Internetvertrag haben kann, liegt meistens zwischen 16 und 250 Mbit/s.

WLAN Ausbau liegt in der Hand der Fakultäten

Interessant, gerade auch für uns Studis ist, dass die Finanzierung des WLAN-Ausbaus teilweise auch bei den Fakultäten liegt. Die GWDG wird nur auf Auftrag tätig und investiert selber kein Geld – wie die Ausstattung mit neuen und leistungsfähigeren Access Points an den jeweiligen Fakultäten aussieht, hängt also auch stark davon ab, wie viel Geld diese von ihrem Budget dafür auszugeben bereit sind. Eine interessante Info wie ich finde, wenn man sich als Studierende für den WLAN-Ausbau an der eigenen Fakultät engagieren will! Die Netzinfrastruktur in gemeinsam genutzten Gebäuden, wie beispielsweise dem ZHG, liegt dagegen bei der Univerwaltung selber, genauer: Beim Vizepräsidenten für Infrastrukturen. Der hat jetzt auch die GWDG beauftragt, das WLAN im ZHG weiter auszubauen. Ende des laufenden Jahres, spätestens aber zu Beginn des nächsten, soll es damit losgehen.

Herzstück Serverräume

In dem flächendeckenden WLAN hier an unserer Uni steckt also eine ganze Menge Arbeit. Aber nicht nur die Mitarbeiter*innen der GWDG kümmern sich um einen reibungslosen Ablauf: Auch eine irre Menge Rechenpower ist nötig, um all die Daten zu verarbeiten. Darum gibt es verschiedene Server-Räume, in denen im wahrsten Sinne des Wortes alle Fäden, in diesem Falle Kabel, zusammenlaufen. Natürlich war ich neugierig und durfte dann tatsächlich auch einen Blick in einen dieser Server-Räume werfen. Dazu war eine Anmeldung nötig, denn niemand, auch nicht die Angestellten der GWDG, dürfen diesen Ort einfach so betreten. Während ich meinen Namen, die Zeit und den Grund meines Besuches in die Liste eintrage, fühle ich mich ein bisschen so wie eine Agentin mit hoher Sicherheitsfreigabe…

007 mit der Lizenz zum Fotografieren!

Als ich mit meinen Begleitern vor der schweren Tür stehe, setzt sich das Top-Secret Gefühl fort, nötig für den Zutritt ist nämlich eine Schlüsselkarte. Als sich die Tür öffnet und wir eintreten, liegt ein weiter Raum mit mehreren symmetrischen Gängen vor mir, die jeweils von hohen Schränken aus Metall gesäumt sind. Ein lautes, dumpfes Brummen erfüllt den Raum – das sind vor allem die Lüfter der Geräte, erklärt mir Richter. Ich gehe näher ran und betrachte die Schränke aus der Nähe. In die meisten kann man durch eine durchsichtige Scheibe hineinsehen: Kabel, Lämpchen und noch mehr Kabel, soweit das Auge reicht. Nichts für Leute, die eine Phobie gegen Kabelsalat haben, auch, wenn hier natürlich alles an Ort und Stelle sitzt. Schaut man nach oben, erkennt man außerdem an vielen Stellen dicke, schwarzen Schläuche, die sich in die Schränke schlängeln. Das, erklärt Richter mir, sind Wasser-Kühlsysteme. Übrigens: In dem Server-Raum stehen nicht nur die technischen Geräte fürs Uni-Netz, auch Supercomputer der Universität wie auch der Max-Planck-Gesellschaft finden darin Platz – so nah bin ich so viel Rechenpower noch nie gekommen! Ein paar Bilder, die ich schießen konnte, könnt ihr übrigens direkt anschauen: Einfach hier unterm Artikel durchklicken!

 

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