Seit einem Jahr wohne ich nun in Göttingen und dennoch finde ich immer wieder interessante Dinge heraus. Meine neuste Entdeckung ist der Planetenweg. Dieser ist eine Ansammlung von maßstabsgetreuen Bronzestelen der Planeten unseres Sonnensystems, welche durch die Innenstadt bis hin zum Bismarckturm im Osten der Stadt führen. Die Förderer und Stifter des Planetenwegs, die diese Figuren aufstellten, gehören zum Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. Auf deren Internetseite habe ich auch eine schöne Übersichtskarte gefunden, an der ich mich anschaulich während meines Spaziergangs durch Göttingen orientieren konnte.
Die Planeten sind genau im Maßstab 1:2 Milliarden in der entsprechenden Größe aufgestellt und auch die Entfernungen von einander stimmen mit der Realität überein. Dabei wurden sogar weitere Zwergplaneten hinter Pluto mit einbezogen. Einer dieser ist Sedna, dessen Figur in der Gemeinde Diemarden, ein Stück weit entfernt von Göttingen entfernt, aufgestellt wurde. Bis dorthin bin ich aber lieber nicht gelaufen. Stattdessen nutzte ich einen schönen sonnigen Tag und machte mich auf, um den Planetenweg in der Stadt zu abzulaufen.
Sonne – Meine Reise durch das Sonnensystem beginnt in der Goethe Allee vor dem Romatik Hotel Gebhards. Die bronzene Säule mit einer großen Kugel als Modell der Sonne fällt mir sofort ins Auge. Ich gehe einmal um die Stele herum und lese mir die eingravierten Fakten durch. Dort erfährt man unter anderem das Alter, die Größe und die Temperatur des Sterns.
Merkur – Es ist der kleinste Planet unseres Sonnensystems und der, der der Sonne am nächsten steht. Wenn ich von der stecknadelgroßen Kugel hinüber zu dem vergleichsweise riesigen Modell der Sonne sehe, stellt sich mir die Frage, wie wohl ein Sonnenaufgang auf dem Planeten aussieht. Leider haben wir Menschen es bisher nicht geschafft auf dem kleinen Planeten zu landen, um ein Foto davon zu machen.
Venus - Zwar ein wenig größer, als der Merkur, aber insgesamt im Vergleich immer noch ein recht kleiner Planet. Dennoch kann ich ihn oft noch in der Dämmerung mit bloßem Auge als Morgen- und Abendstern beobachten. Warum die Venus so hell zu uns strahlen kann, wird mir hier auf dem Planetenweg auch schnell klar: Die Stele der Erde ist nur so wenige Schritte entfernt!
Erde – Unser Heimatplanet. Nur ein paar Schritte weiter die Straße entlang und schonsteht man vor dem Modell der Erde. Auch hier sind, wie bei allen anderen Stelen, einige Fakten eingraviert. Mich fasziniert allerdings, dass wir noch gar nicht so viel über den Planeten wissen. Über unser Sonnensystem wissen wir zumindest mehr, als über die Gründe der Ozeane hier bei uns auf der Erde.
Mars – Nach der Erde könnte dies vielleicht eines Tages unser zweiter Heimatplanet sein. Doch was hier ein Katzensprung die Goethe Allee entlang ist, braucht in der Realität Jahre der Planung und Konstruktion. Dennoch kann man sich heute schon für One-Way Tickets zum Mars bewerben. Für mich wäre das aber nichts. Die ersten Jahre würden sich ums bloße Überleben in einer lebensfeindlichen Umgebung drehen. Da bleibe ich lieber hier und erforsche unseren eigenen Planeten.
Jupiter – Bisher waren alle Stelen in der Goethe Allee und repräsentierten die inneren Planeten. Nach der Durchquerung des Asteriodengürtel, den man sich zwischen der Stele vom Mars und hier einfach selbst vorstellen muss, bin ich beim ersten äußeren Planeten Jupiter. Wie oft ich hier schon vorbeigelaufen bin, ohne wirklich auf die Stele zu achten. Auch interessant: Auf der Stele sind 40 Monde angegeben. Daran sieht man, wie schnell die Forschung vorangeht, denn das war der Stand von 2002. Inzwischen lerne ich aus dem Verzeichnis der NASA, dass bis heute 79 Monde entdeckt wurden.
Saturn – Mithilfe der Karte suche ich mir den Weg bis zum Deutschen Theater. Dort, direkt neben der Bushaltestelle, stoße ich auf das Modell des Saturn. Er ist wahrscheinlich durch seine Ringe der bekannteste der Planeten. Dabei ist der Saturn gar nicht der einzige Planet mit einem solchen Ring aus Staub. Auch Jupiter und Neptun haben einen. Die Ringe des Saturn kann man jedoch auch in der Realität schon mit einem einfachen Teleskop erkennen. Das finde ich jedes Mal wieder beeindruckend.
Uranus – Weiter geht es bis zum Eichendorfplatz. Hierhin brauche ich einige Minuten, was den Abstand zu den anderen Planeten verdeutlicht. Von der Venus bis zur Erde waren es nur ein paar Schritte, hier muss ich aufpassen, dass ich in die richtige Straße abbiege. Kein Wunder! Auf der Stele erfahre ich, dass der Uranus auf seiner Umlaufbahn durchschnittlich 2.870 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt ist.
Neptun – Weit im Ostviertel von Göttingen findet sich dann der zweite blaue Planet unseres Sonnensystems. Auch hier stehen die wichtigsten Fakten auf der Stele. Dennoch interessiert mich an dem Planeten ein anderer Fakt: Es wird vermutet, dass sich unter der dicken Eisschicht eine flüssige Hülle über einem warmen Kern befindet. Für mich als Biochemiker stellt sich da die Frage: Könnte es dort eine Form von Leben geben?
Pluto – Vor dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung hängt dieses Schild. Da Pluto als Zwergplanet eingestuft wurde, steht hier keine einzelne Stele, sondern ein Schild für gleich mehr als einen Planeten. Wer jetzt noch Lust auf hat, sollte, wie auch ich schon öfter, direkt mal ins MPS hineingehen. Das Institut ist am Bau und der Konstruktion vieler Raumsonden beteiligt, die auch zum Teil hier neben dem Nordcampus gebaut werden.
Für mich war diese Tour durch Göttingen sehr aufschlussreich. Nicht nur, weil ich noch ein paar mehr Fakten, über die Planeten erfahren habe, sondern auch, weil ich neue Orte in Göttingen entdecken konnte. Orte, wie den Eichendorfplatz, die ich sonst nie aufgesucht hätte.
Insgesamt habe ich wohl ein bisschen mehr als eine Stunde gebraucht, um den ganzen Weg abzulaufen, wobei ich die Station am Bismarckturm ausgelassen habe. Dort soll sich noch ein Schild mit weiteren Informationen über Pluto befinden. Zusammen mit einem Kaffee in der Innenstadt und vielleicht einem kleinen Picknick am besagten Turm, bietet der Planetenweg eine schöne Möglichkeit einen Nachmittag in Göttingen zu verbringen. Bis zur letzten Station zu laufen noch weitere Bronzeschilder zu finden, steht auf jeden Fall noch auf meiner To-Do-Liste!