Habt ihr euch schon mal gefragt, wie viele Personen an eurer Fakultät auch aus eurer Heimatstadt kommen, oder wie viele Leute an der gesamten Uni am selben Tag Geburtstag haben? Das lässt sich viel einfacher herausfinden, als ihr jetzt vielleicht denkt. Denn die Uni Göttingen hat ein einzigartiges Tool entwickelt, dass genau solche hochinteressanten und noch viele andere, insbesondere fürs Studium relevante, Dinge sichtbar macht. Darf ich vorstellen… FlexStat!
Der Name lässt bei euch was klingeln? Da liegt ihr nicht ganz falsch. FlexStat basiert nämlich auf den Daten des Prüfungsverwaltungssystems FlexNow, das den meisten Studierenden an der Uni Göttingen bestens bekannt sein dürfte. Schön und gut, aber was soll FlexStat mir jetzt bringen? „In seiner allerersten Basisvariante ist FlexStat zuerst 2008 entstanden, am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik. Zwei Mitarbeiter dieses Lehrstuhls haben das Programm geschrieben, es ist also wirklich ein Göttinger Eigenprodukt“, sagt Ricarda Oehlmann, die das Statistikportal betreut und sich bereiterklärt hat, mir mehr darüber zu erzählen. „Der Hauptgedanke war, dass es zusätzliche Informationen bereitstellt, und dadurch natürlich auch zu einem Mehrwert für Studierende wird“, so Oehlmann weiter.
Der Selbsttest
Natürlich habe ich FlexStat erstmal selber getestet, alleine deswegen, weil mich neben den ganzen nützlichen Features wie dem Notenspiegel oder dem Ranking (dazu komme ich dann später, der spaßige Teil kommt zuerst), auch die eingangs erwähnten neugierig gemacht haben. In meinem Fall von größtem Interesse: Wie viele Personen haben eigentlich denselben Vornamen wie ich?
Hier bin ich dann tatsächlich auch direkt an die Grenzen des Programms gestoßen (haha, ja ich weiß, Anfänger-Glück). Mein Vorname – hallo, ich bin übrigens Tanita – wird nämlich überhaupt nicht angezeigt! Was ist da los?! Das, sagt Ricarda Oehlmann, liegt an dem ausgearbeiteten Rechtekonzept, das hinter FlexStat steht. Es stellt unter anderem die Anonymität sicher, und wenn zu wenige Personen das gesuchte Merkmal aufweisen, dann zeigt das Programm keine Daten an. Bei der Verteilung der Vornamen gilt zum Beispiel eine kritische Untergrenze von sechs Personen: Ist diese unterschritten, sieht man: Nichts. Tja, schade, ich weiß also zwar nicht, wie viele andere Tanitas es noch hier an der Uni gibt, es können aber anscheinend nicht viele sein. Wenn Du eine von ihnen bist, melde Dich doch mal, und ich gebe einen Kaffee aus! Da können wir uns über unseren Seltenheitswert freuen und dann auch gleich ein bisschen über FlexStat fachsimpeln. Neben diesen netten Spielereien gibt es nämlich auch echt praktische Abfragen…
Nützliche Funktionen für Studierende: Zess-Plätze und Anmeldefristen…
FlexStat hält ein paar super hilfreiche Features bereit, die das Studium erleichtern können. Beispielsweise beim Thema ZESS- Kurse: Wer kennt es nicht, beim Losverfahren ist man (mal wieder) leer ausgegangen oder hat sogar vergessen, sich rechtzeitig anzumelden. Will man doch noch ein paar Credits im Schlüsselkompetenz-Bereich machen, muss man sich notgedrungen bei den Restplätzen umsehen… nervig. Um die Suche nach noch verfügbaren Kursplätzen zu vereinfachen, kommt FlexStat ins Spiel. Unter dem Reiter „ZESS“ kann man sich problemlos und kompakt zusammengefasst die freien Plätze anzeigen lassen. Doch das ist noch nicht alles! Auch An,- und Abmeldezeiträume für Prüfungen lassen sich über das Statistikportal bequem einsehen. Die Ausrede, sich nicht mehr rechtzeitig für eine Prüfung angemeldet zu haben, weil man über die entsprechende Frist nicht Bescheid gewusst hat, zieht also nicht mehr!
Notenspiegel und Ranking
Eine weiteres sehr häufig genutztes Feature ist der Notenspiegel. Vielleicht erinnert ihr euch an die Schulzeit, wenn nach einer Klassenarbeit an der Tafel der Klassenspiegel und die Durchschnittsnote angeschrieben wurden? Das Prinzip ist bei FlexStat dasselbe: Man kann sich für ein bestimmtes Modul oder eine bestimmte Prüfung den entsprechenden Notenspiegel ausgeben lassen. Aber es geht noch weiter: Auch anzeigen lassen kann man sich, wie man selber im Vergleich mit anderen Studierenden der eigenen Kohorte – das ist Statistik-Sprech für Jahrgang – dasteht. Das geht mit der Funktion „Ranking“. „Das ist tatsächlich auch die am meisten genutzte Funktion“, so Oehlmann, „das Ranking ist aber natürlich anonym, es wird keine Liste von Studierenden ausgegeben. Man kann keine Namen sehen, also wer auf Platz eins ist, oder wer am schlechtesten ist. Man sieht sich selber mit seinem Platz, und man sieht auch wie viele Studierende es insgesamt sind, aber man sieht keine anderen Namen oder Matrikelnummern. Und auch nicht, was tatsächlich die schlechteste Note ist.“ Auf Anonymität wird also großer Wert gelegt.
No pressure: Rankingplatz nicht überbewerten!
Aber nochmal zum Ranking; auch den eigenen Platz in dieser FlexStat Rangliste sollte man nicht überbewerten! Um eine verlässliche Auskunft darüber zu erhalten, wie man selber im Vergleich mit anderen Studierenden seiner Kohorte dasteht, seien Vergleichsdaten über einen längerfristigen Zeitraum und mit einer größeren Vergleichsgruppe nötig, erklärt mir Oehlmann. Die Daten im FlexStat dagegen unterliegen starken Schwankungen, da sie sich minutenaktuell ändern können. Verlässliche Auskunft über den eigenen Ranking-Platz bekommt man dort also nicht. Wenn ihr also eher auf einem niedrigen Platz landet, heißt das noch lange nicht, dass ihr euch Sorgen machen müsst – denn das kann an vielen Faktoren liegen, die erstmal nichts mit eurer Leistung zu tun haben!
FlexStat erleichtert die ERASMUS-Planung
Was auch noch echt praktisch ist, ist die Erleichterung in der ERASMUS-Planung, die FlexStat bieten kann – zum Beispiel bei der Anerkennung von im Ausland erbrachten Leistungen. Das kann schon mal enorm viel Papierkram bedeuten, so Oehlmann. Bei FlexStat kann man sich im Vorfeld schon darüber informieren, ob jemand anders vielleicht schon an dieser Uni im Ausland war, das fragliche Modul belegt hat, und es sich in Göttingen hat anrechnen lassen. „Man kann sich anzeigen lassen, welches Modul an welcher ausländischen Uni für welchen Studiengang anerkannt wurde, und wie viele Credits es dafür gab“, erklärt Oehlmann. Ist das gesuchte schon dabei ist sicher, dass die Anrechnung in Göttingen erfolgreich sein wird. Diese Funktion gibt es übrigens nirgendwo sonst: „Das ist ein einzigartiger Mehrwehrt, der durch FlexStat entsteht. Andere Universitäten können ihren Studierenden so eine Funktion nicht bieten. Wenn, dann nur in einer anderen Form.“, erklärt Oehlmann.
Zukunftsmusik: Daten der Absolventenbefragung für FlexStat
FlexStat in seiner jetzigen Version ist also schon sehr hilfreich, trotzdem wird an dem Programm laut Oehlmann kontinuierlich gearbeitet. Für die nahe Zukunft sind einige Neuerungen geplant. „Bald werden auch die Daten der Absolventenbefragung in FlexStat zur Verfügung stehen, und das ist natürlich super, weil da auch solche Antworten drinstehen wie, wie viel die Absolventen jetzt verdienen, und in welcher Branche sie nach ihrem Studium angekommen sind“. Die Absolventenbefragung ist eine Umfrage unter Alumni, die die Uni immer wieder durchführt. Diese Daten werden dann bald bei FlexStat eingepflegt und aufbereitet und geben dann darüber Auskunft, wer mit welchem Abschluss in welcher Branche gelandet ist – und wie das Einstiegsgehalt aussieht. Oehlmann freut sich schon, wenn das Feature in FlexStat zur Verfügung steht. Es könnte dabei helfen Inspiration zu finden, was man mit seinem Abschluss eigentlich alles machen kann, sagt sie. Außerdem kann es Orientierung beim Thema Einstiegsgehalt bieten, und vielleicht auch die ein oder andere utopische Idee geraderücken, so Oehlmann weiter. Vermutlich am Ende des Jahres wird diese Funktion in FlexStat dann nutzbar sein.
FlexStat, ein unterschätztes Programm?
Das klingt ziemlich spannend, finde ich. Ich werde FlexStat jetzt auf jeden Fall mehr in die Organisation meines Studiums einbinden als vorher. Ein Problem ist aber, dass viele Studierende gar nicht wirklich wissen, was FlexStat eigentlich ist, und wozu man es benutzen kann. Diese Herausforderung sieht auch Ricarda Oehlmann. Deshalb werde man auch in Zukunft weiter kräftig die Werbetrommel rühren.