Great Barrier Run 2018 – Okay, ich mach mit

Läufer rutscht bäuchlings durch Schlamm

5 km – gar nicht so viel, habe ich gedacht, und mit einem Klick war ich angemeldet für den Great Barrier Run, der in diesem Jahr zum 4. Mal in Göttingen stattfindet. 20 Hindernisse gilt es auf der Strecke zu überwinden, wobei nicht nur Ausdauer und Koordination zählen, sondern auch Kraft. Ob meine FIZ-Fitness dafür ausreicht, weiß ich noch nicht so recht. So richtig weiß ich auch noch nicht, was mich dort eigentlich erwartet. Sollte ich nervös sein? Hätte ich vor Wochen schon anfangen müssen, mich vorzubereiten?

Ich habe Nico gefragt, Mitarbeiter beim Hochschulsport und einer der Hauptverantwortlichen des Great Barrier Runs, wie der Lauf so aufgebaut ist. „Ich hoffe du hast keine Höhenangst“, sagt er mir und grinst. Vielleicht habe ich die Hindernisse unterschätzt. So schlimm sei es aber gar nicht, fügt er noch hinzu und meint, dass man den Lauf mit einer Grundfitness gut bewältigen kann. Grundfitness ist mein Stichwort, wird mir doch häufig (zu Recht) fehlende Körperspannung und begrenztes Durchhaltevermögen nachgesagt. Aber am 15. September soll es ja vor allem um Spaß und ein bisschen Abwechslung in der Sportroutine gehen.

Obwohl mich die Startgebühren von 40€ pro Person anfangs stutzig gemacht haben und ich lange mit mir hadern musste, ob mir das Abenteuer dieses Geld wirklich wert ist, finde ich den Preis mittlerweile angemessen. Für mich als Starterin ist der Run im schlimmsten Fall eine entwürdigende, matschige Tortur. Für Nico und sein Team hingegen, am Tag des Laufes mit Volunteers sogar über 100 helfende Hände, ist er der Höhepunkt monatelanger Vorbereitungen. „Die Planung beginnt eigentlich jedes Jahr, nachdem der letzte Lauf vorbei ist. Intensiv wird es dann vor allem nach dem DIES.“ Das Aufbauen der Hindernisse, die aufwendig entworfen und von einem Schreiner umgesetzt werden, beginnt meistens circa 2 Wochen im Voraus, damit alles fest und sicher ist, wenn der Startschuss fällt. Beziehungsweise einer der vielen Startschüsse, denn insgesamt starten über 3.000 Läufer. Und weil diese nicht alle gleichzeitig loslaufen und Hindernisse bezwingen können, gibt es mehrere Startzeiten zwischen 10 und 16 Uhr. Sorgen mache ich mir vor allem, dass ich in meiner Startgruppierung als letzte am Hindernis ankomme und alleine nicht hochkomme. Obwohl ich im Team mit fünf weiteren Läuferinnen antrete, ist schließlich noch nicht gesagt, dass wir uns auch alle gegenseitig irgendwo hochstemmen können. Außerdem: Bleibt bei sechs Leuten am Ende nicht immer eine übrig, die als letztes am Hindernis ohne Hilfe hochklettern muss? Nico kann mich beruhigen, es gebe wohl immer helfende Läufer, die einem zur Seite stehen. „Bei einigen Hürden kann es auch durchaus schwierig werden, alleine hochzukommen, aber bisher wurde noch keinem nicht geholfen“.

Ich bin zuversichtlich. Auch deswegen, weil im Ziel auf jeden Fall ein T-Shirt, ein alkoholfreies Bier und ein Hochschulsportgelände voller Foodtrucks auf mich warten. Und so sehr mich die Skepsis auch immer noch einholt, für gutes Essen hüpfe ich auch gerne über ein paar Hindernisse. Vielleicht merkt man, dass mein Verstand noch zwischen leichtsinnigem „ach, die 5 km und ein bisschen klettern schaffst du schon“ und verzweifeltem „vielleicht bin ich an dem Tag auch einfach krank“ schwankt. Fest steht, dass ich und mein Team in der verbleibenden Zeit noch ein bisschen an unserer Ausdauer feilen und unsere Eigenes-Körpergewicht-Hochziehen-Skills trainieren müssen, was mir in 10 Tagen realistisch erscheint. Das Internet rät zu High-Intensity-Intervall-Training, Liegestützen und Klimmzügen, vielleicht verlasse ich mich aber auch einfach auf die Kraft meiner Teammitglieder. Fakt ist, „man hat aber auch immer noch die Möglichkeit, um das Hindernis herum zu gehen, wenn man merkt, dass man es nicht schafft“, sagt Nico. Mit diesem motivierenden Worten gehe ich nun 5 km laufen und hoffe einfach das beste.

 

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf: So lief’s

Meine Schuhe sind inzwischen wieder vom groben Schmutz befreit, meine Wunden fast geheilt und der Muskelkater zumindest nicht mehr so schlimm wie am Tag danach. Der Great Barrier Run hat zwar seine Spuren hinterlassen –physisch und psychisch–, aber ich habe bis zum Lauf nicht gewusst, wie sehr ich Abenteuerspielplätze vermisse. Ob ich mich immer noch frage, wie normale Menschen drei Meter hohe Holzwände hochklettern? Ja. Und ob ich es zumindest auch mal versucht habe? Allerdings, aber man muss ja auch nicht alles können. Nur zweimal bin ich den Walk of Shame am Hindernis vorbeigelaufen und auch nur selten habe ich es auf einem schwindelerregenden Gerüst bereut, hinaufgestiegen zu sein. Adrenalinspiegel sei dank bin ich (zugegebenermaßen sehr häufig) aus meiner Komfortzone entflohen und habe neuerdings das dringende Bedürfnis, Mauern und Bäume hochzuklettern. Wenn das nichts ist!

Hier sind 5 Punkte, die ich mir selbst fürs nächste Mal raten würde:

  1. Wenn auf T-Shirts die Größe M steht, meinen sie XS, also bestell XL.
  2. Zieh nicht deine guten Laufschuhe an.
  3. Zieh nicht deine gute Laufhose an.
  4. Trainier im FIZ endlich mal Klimmzüge, dann kommst du auch Holzwände hoch.
  5. Dreck, überall und tagelang (Kein Tipp, aber eine Erinnerung an die andauernden Waschmaßnahmen.)
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Theresa, 26, studiert im Master North American Studies, Germanistik und Anglistik. Am liebsten schreibt, liest und organisiert sie und ist damit nicht nur beim BLUG und im Social Media Team der Uni gut aufgehoben, sondern auch als Volontärin beim Literarischen Zentrum.

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