„Es ist schwer, die Generation zu sein, die den Schlüssel umdreht“, sagt Alex. Ich sitze mit ihm und Sarah an einem Tisch im Theologicum. Die beiden gehören zu der Gruppe Studierender, die in den letzten Monaten die Theocafete bewirtschaftet haben – und jetzt aufgeben müssen.
Die Strapazen der letzten Wochen sind ihnen anzusehen. Es ist Mitte Dezember, die Tage bis zur Schließung des Cafés sind bereits gezählt: Das Team der Theocafete musste sich im November nach einem langen Überlebenskampf geschlagen geben. „Leider haben wir nun einen Punkt erreicht, an dem wir das Handtuch werfen müssen“, heißt es in der offiziellen Erklärung an die KundInnen. Am 20. Dezember öffnete die Cafete zum letzten Mal ihren Tresen im Theologicum, seitdem ist der Verkaufsraum verlassen.
Seit über 50 Jahren hatte die Theocafete im Theologicum existiert – unabhängig von den Angeboten des Studentenwerks. „Kleines Gallien“ nennt es das Team in ihrem Abschiedsbrief. Seit 1985 wurde es von dem Verein betrieben, der jetzt vor der Auflösung steht. Drei Jahre lang habe auch ich mich dort im Sommer mit Eis und bei Unterzuckerung mit Snickers versorgt. Stammkundin war ich zwar nie, eine der traditionellen Kaffee-Stempelkarten habe ich auch nie besessen, traurig über das Ende einer Institution bin ich trotzdem.
Die Schließung der Cafete kam nicht aus heiterem Himmel: Über Jahre hinweg wurde unwirtschaftlich gearbeitet. „Da ist viel in der Planung schief gelaufen“, erzählen Alex und Sarah. „Die Schokoriegel wurden zum Beispiel unter Einkaufswert verkauft.“ Erst bei der Übernahme der Vereinsangelegenheiten wurde den beiden das Ausmaß ihrer Probleme bewusst. Die finanziellen Engpässe führten dazu, dass das Verkaufspersonal nicht mehr bezahlt werden konnte: Angestellte wurden zu Ehrenamtlichen, mussten sich einen weiteren Nebenjob suchen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.
„Ich bin sehr traurig, dass die Cafete jetzt schließt. Ich werde sie definitiv vermissen“, erzählt mir Liz. Anders als ich, war sie Stammkundin und kam fast zwei Jahre lang regelmäßig in die Theocafete. „Der letzte Besuch ist für mich sehr melancholisch.“ Neben dem Kaffee gibt es für sie noch andere Dinge, die die Cafete besonders gemacht haben: „Die Verkäufer sind sehr sympathisch. Es kann passieren, dass man sich beim Kaffee kaufen mal fünf Minuten über Kleinigkeiten mit ihnen unterhält.“ Nicht nur Liz bedauert die Schließung des Cafés.
Auf ihrer Facebookseite schwappte der Theocafete nach Bekanntgabe eine Welle der Sympathie entgegen. Ehemalige Kunden, die seit einigen Jahren nicht mehr an der Georgia Augusta studieren, berichteten von ihren Stempelkarten, die sie immer noch in der Geldbörse tragen. Andere erinnerten sich an ihre Lieblingsbrownies oder an sommerliche Lernpausen im Innenhof des Theologicums. Mir hat besagter Post beim ersten Lesen einen Stich versetzt: Für mich war dieses kleine Gallien immer eine Selbstverständlichkeit. Mir war nicht bewusst, mit wie viel Herzblut die Beteiligten an der Theocafete gearbeitet haben. Die beiden lebenden Beispiele sitzen vor mir.
Alex, Sarah und ihre MitstreiterInnen haben jedoch noch nicht aufgegeben. Obwohl die Auflösung des jetzigen Vereins nichts mehr aufhalten kann, laufen im Hintergrund schon Planungen für eine Neugründung – und somit eine Neueröffnung der Theocafete. „Was mit der Cafete verloren gehen würde, wären auch die Grundgedanken dahinter: fairer Handel und Nachhaltigkeit“, sagt Alex. Für ihn ist der Fortbestand der Cafete „ein Seelenwunsch“. Sarah pflichtet ihm bei: „Wir haben gleich gesagt: Wir wollen weitermachen.“
Was die Theocafete jetzt also braucht, ist die Hilfe der Studierenden: Neue KundInnen, neue Vereinsmitglieder und MitarbeiterInnen, sogar originalverpackte Sachspenden können schon den kleinen Unterschied machen. Die Stempelkarten könnt ihr also aufheben. Ihr braucht sie bestimmt nochmal.
Ihr wollt euch engagieren? Dann meldet euch direkt bei dem Team der Theocafete über ihren Facebookauftritt!